200 Jahre Fasnetsbutzarössle

Ein ganz besonderes Jubiläum kann das Fasnetsbutzarössle in diesem Jahr feiern. Vor 200 Jahren ist das Auftreten der ältesten Figur der Weingärtler Fasnet das erste Mal schriftlich belegt. Damals war die wirtschaftliche Lage in Altdorf sehr schlecht. Das Kloster und die vorderösterreichischen Behörden waren geschlossen und der Ort gehörte nun zu Württemberg. In dieser schwierigen Zeit erschien 1825 der Zimmermann Sterk auf dem Rathaus und beantragte die Erlaubnis für sein selbst gebautes Fasnetsbutzarössle. Er war sehr arm, seine Frau war krank und er konnte seine vielen Kinder nicht mehr ernähren. Ganz offensichtlich war das Rösslereiten damals keine besondere Ehre für angesehene Bürger, sondern eine Möglichkeit für arme Bürger, die eigene Familie zu versorgen. Durch das Umherziehen und dem Aufsagen der Narrensprüche sowie mit Auftritten als Hochzeitslader erhielt er im Stile eines Heischebrauchs Naturalien und Geld. Bis 1836 war er als Rösslereiter mit seinen Narrenversen in Altdorf unterwegs, bevor Johann Nepomuk Walser diese Aufgabe übernahm. Erst um 1900 veränderte sich dieser Brauch. Von nun an wurden die beim Fasnetsverkünden am Gumpigen Donnerstag gesammelten Spenden an die „Bletzler“ weitergegeben, die damit Brezeln und Würste für die Kinder finanzierten. So wandelte sich der Charakter vom für sich selbst bettelnden Narren zum großzügigen Heischebrauch für Kinder. Die Rössle heute zeigen einen Plätzler als Reiter einer Schimmel- oder Rappenattrappe. Zwei weitere Plätzler, die Treiber, ziehen es mit langen Lederbändern. Damit reiht sich das Fasnetsbutzarössle in eine Reihe ähnlicher Scheinpferde ein, wie sie in verschiedenen europäischen Fastnachten zu finden sind. Enge Verwandte hat das Rössle u.a. im Appenzeller Land, wo bis heute noch die Botzerössli an der Fastnacht unterwegs sind. Mittlerweile existieren in Weingarten vier verschiedene Rössle: das Generalsrössle in französischer Uniform, d´r Schimmel mit einem roten Plätzler, d´r Rapp mit einem rot-weißen Plätzler sowie das Kinderrössle, das wie eine verkleinerte Form des Generalsrössles aussieht. Auch dieses kann 2025 ein Jubiläum feiern. Vor 25 Jahren wurde es von der Plätzlerzunft nach historischen Vorbildern wiederbelebt. Schon vor rund 100 Jahren waren Kinderrössle auf der Weingärtler Fasnet unterwegs, wie im Archiv erhaltene Bilder zeigen.

Einladung zum Mitfeiern

Zur Feier des Rösslejubiläums lädt die Plätzlerzunft alle kleinen und großen Fasnetsbegeisterten ein, sich ein Scheinpferd zu basteln und damit ganze vorne am Narrensprung am Fasnetssonntag teilzunehmen. Sei es mit Pferd, Kamel oder Einhorn, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Dies gilt auch für die Bauweise der Tierattrappe. Denkbar sind Sperrholz, Styropor oder ein halbiertes Plastikfass aber auch Steckenpferde oder Kinder mit ihrem Hobby Horse sind herzlich willkommen, sich verkleidet am Narrensprung zu beteiligen. Treffpunkt ist am Fasnetssonntag 02.03.2025 um 13.15 Uhr vor dem Rathaus. Nach einer Präsentation der Rössle und anderer Scheintiere auf der närrischen Meile ziehen alle gemeinsam zum Aufstellungsplatz.

Rössle Weingarten Jubiläum